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Ostsee-Schweinswal

Informationen zum Wal

Ostsee-Schweinswal (Phocoena phocoena), Foto

Steckbrief

Der Ostsee-Schweinswal (lat. Phocoena phocoena), auch bekannt als Gewöhnlicher Schweinswal, ist eine Walart, welche in den küstennahen Gewässern des Nordatlantiks und der Ostsee vorkommt. Diese kleine Walart ist der einzige Vertreter der Schweinswale, der in deutschen Gewässern heimisch ist. einer dunkelgrauen bis schwarzen Färbung auf dem Rücken und einer helleren Unterseite.

Aussehen

Der Ostsee-Schweinswal ist ein kleiner, kompakt gebauter Meeressäuger mit einer charakteristischen Körperform, die ihn von anderen Walarten unterscheidet. Er erreicht eine Körperlänge von in der Regel etwa 1,5 m bis 1,8 Metern, wobei die Männchen tendenziell etwas kleiner als Weibchen sind. Sein Körper ist stromlinienförmig, was ihnen eine ausgezeichnete Manövrierfähigkeit im Wasser verleiht.

Die Haut des Ostsee-Schweinswals ist überwiegend dunkelgrau bis schwarz auf dem Rücken, wobei die Farbe nach unten hin zu den Seiten allmählich in ein helleres Grau übergeht und schließlich in ein fast weißes oder cremefarbenes Unterseite mündet. Diese Farbgebung bietet ihm eine hervorragende Tarnung in seinem natürlichen Lebensraum, indem sie ihm hilft, sich vor Raubtieren und Beute gleichermaßen zu verbergen.

Der Kopf des Schweinswals ist klein und rund mit einer stumpfen Schnauze, die ihm den volkstümlichen Namen "Schweinswal" eingebracht hat. Im Gegensatz zu vielen anderen Walarten besitzt er keine ausgeprägte Schnabelregion. Die Augen sind relativ klein und dunkel, was darauf hindeutet, dass das Sehvermögen nicht seine primäre Sinnesmodalität unter Wasser ist. Stattdessen verlässt sich der Schweinswal auf ein ausgeklügeltes Echoortungssystem, um sich zu orientieren und Nahrung zu finden.

Die Flossen sind ein weiteres charakteristisches Merkmal des Schweinswals. Die Rückenflosse ist klein, dreieckig und sitzt relativ weit hinten auf dem Rücken. Die Brustflossen sind breit und kurz, was dem Schweinswal eine hohe Wendigkeit ermöglicht. Die Schwanzflosse, auch Fluke genannt, ist horizontal ausgerichtet und kräftig, was dem Tier kraftvolle Schwimmstöße ermöglicht.

Verbreitungsgebiet

Das Verbreitungsgebiet der Ostsee-Schweinswale erstreckt sich primär über die küstennahen Gewässer des Nordatlantiks und der Ostsee. In der Ostsee bewohnen sie hauptsächlich die zentralen und nördlichen Bereiche, wobei ihre Präsenz bis in die tiefen Becken der zentralen Ostsee reicht. Außerhalb der Ostsee findet man Schweinswale entlang der norwegischen Küste, rund um Island, in der Nordsee, entlang der Küsten Großbritanniens und Irlands sowie in den atlantischen Gewässern vor Frankreich, Spanien und Portugal. Es gibt auch Beobachtungen von Schweinswalen entlang der Küsten Nordamerikas, von Grönland bis hinunter in die Karibik und entlang der Ostküste bis zum Golf von Mexiko.

Lebensraum

Ihr Lebensraum umfasst typischerweise küstennahe Gewässer, Flachmeergebiete sowie die Kontinentalschelfe, wo sie in Tiefen von bis zu 200 Metern zu finden sind. Diese Gebiete bieten reichlich Nahrung und sind gleichzeitig relativ geschützt vor den stärkeren Strömungen und dem rauen Wellengang des offenen Ozeans. Der Ostsee-Schweinswal bevorzugt insbesondere die brackigen Gewässer der Ostsee, die durch den geringen Salzgehalt gekennzeichnet sind. Diese einzigartige Umgebung bietet spezielle Lebensbedingungen, die sich von denen in anderen Teilen ihres Verbreitungsgebiets unterscheiden.

In der Ostsee ernähren sich Schweinswale hauptsächlich von kleinen Fischen und Tintenfischen, die in diesen Gewässern vorkommen. Ihre Präsenz in küstennahen Gebieten macht sie jedoch anfällig für menschliche Aktivitäten wie Fischerei, Schiffsverkehr und Umweltverschmutzung. Die spezifischen Lebensraumpräferenzen des Ostsee-Schweinswals, kombiniert mit den vielfältigen Bedrohungen in diesen Gebieten, erfordern gezielte Schutzmaßnahmen, um ihre Populationen zu erhalten und zu schützen.

Verhalten

Der Ostsee-Schweinswal ist für sein eher scheues und zurückhaltendes Verhalten bekannt. Diese Tiere sind meist einzelgängerisch oder in kleinen Gruppen von zwei bis drei Individuen unterwegs, obwohl gelegentlich auch größere Gruppen beobachtet werden können, insbesondere wenn sie sich zum Fressen versammeln. Sie sind ausgezeichnete Schwimmer und können beim Tauchen auf Nahrungssuche tief und lange unter Wasser bleiben, wobei Tauchgänge typischerweise nur einige Minuten dauern.

Schweinswale nutzen eine hochentwickelte Echoortung, um sich zu orientieren und ihre Beute zu lokalisieren. Diese Fähigkeit ermöglicht es ihnen, in den oft trüben Gewässern ihrer Lebensräume effektiv zu jagen. Ihre Kommunikation erfolgt ebenfalls über akustische Signale, wobei die genaue Bedeutung der verschiedenen Laute noch nicht vollständig verstanden wird.

Trotz ihrer Fähigkeit zu schnellen Schwimmbewegungen verbringen Schweinswale einen Großteil ihrer Zeit mit langsameren, ruhigeren Bewegungen nahe der Wasseroberfläche, wo sie sich von ihren Tauchgängen erholen. Ihre Aktivitätsmuster sind sowohl tagsüber als auch nachts zu beobachten, was darauf hindeutet, dass sie kontinuierlich nach Nahrung suchen und keine spezifischen Ruhezeiten haben.

Ernährung

Die Ernährung dieser Wale besteht hauptsächlich aus kleinen Fischen und Tintenfischen. Zu den bevorzugten Beutetieren gehören Hering, Sprotte, Sandaal und verschiedene Arten von Grundfischen. Ihre Jagdtechnik ist stark von ihrer Echoortungsfähigkeit abhängig, mit der sie Beute in der trüben Unterwasserwelt lokalisieren können. Sie sind effiziente Jäger, die ihre Beute mit Präzision und Geschwindigkeit erfassen.

Fortpflanzung

Die Fortpflanzung der Ostsee-Schweinswale beginnt typischerweise im späten Frühling bis zum frühen Sommer. Nach einer Tragzeit von etwa zehn bis 11 Monaten bringen weibliche Schweinswale normalerweise ein einzelnes Kalb zur Welt. Die Geburten finden meist im Frühjahr oder frühen Sommer des folgenden Jahres statt, was den Kälbern die besten Überlebenschancen bietet, da in dieser Zeit die Nahrungsverfügbarkeit am höchsten ist.

Die Jungtiere werden bei der Geburt etwa 70 bis 90 cm lang und sind von Anfang an schwimmfähig. Sie sind jedoch in den ersten Lebensmonaten stark von der Mutter abhängig, von der sie Milch erhalten und die ihnen Schutz bietet. Die Stillzeit dauert gewöhnlich etwa 8 bis 10 Monate, und in dieser Zeit lernen die Jungtiere, selbstständig zu jagen. Die Geschlechtsreife erreichen Schweinswale in der Regel im Alter von 3 bis 4 Jahren.

Lebenserwartung

Die Lebenserwartung des Ostsee-Schweinswals liegt typischerweise bei etwa 20 Jahren, obwohl es Berichte über Individuen gibt, die bis zu 25 Jahre alt wurden. Die tatsächliche Lebensspanne kann jedoch stark variieren und wird durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst, einschließlich natürlicher Raubfeinde, Krankheiten, Nahrungsverfügbarkeit und insbesondere menschliche Aktivitäten. In ihren natürlichen Lebensräumen sind die größten Bedrohungen für ihre Langlebigkeit Beifang in Fischereinetzen, Umweltverschmutzung und die Störung ihrer Lebensräume durch Lärm und Schiffsverkehr.

Gefährdung

Die Gefährdung des Ostsee-Schweinswals ist ein ernstes Naturschutzanliegen. Die Internationale Union für die Erhaltung der Natur (IUCN) listet die Unterart in der zentralen Ostsee als "stark gefährdet". Hauptursachen für die Gefährdung dieser Art sind:

Beifang in Fischereinetzen: Dies ist eine der größten direkten Bedrohungen für den Ostsee-Schweinswal. Sie verfangen sich unbeabsichtigt in Stellnetzen und anderen Fischereigeräten, was häufig zum Tod führt.

Umweltverschmutzung: Die Anreicherung von Schadstoffen wie Schwermetallen und organischen Verbindungen in den Meeren kann die Gesundheit der Schweinswale beeinträchtigen, ihre Fortpflanzungsfähigkeit reduzieren und die Sterblichkeitsrate erhöhen.

Lärmverschmutzung: Unterwasserlärm, verursacht durch Schiffsverkehr, Seismikuntersuchungen und Bauarbeiten im Meer, kann die Echoortungsfähigkeiten der Schweinswale stören, was ihre Fähigkeit zur Nahrungssuche, Kommunikation und Navigation beeinträchtigt.

Lebensraumverlust und -veränderung: Die Veränderung und Degradation ihrer Lebensräume durch Küstenentwicklung, Errichtung von Windparks im Meer und andere maritime Aktivitäten können die Lebensräume der Schweinswale einschränken und ihre Populationen fragmentieren.

Um den Ostsee-Schweinswal zu schützen, sind internationale Schutzbemühungen und die Zusammenarbeit von Regierungen, Naturschutzorganisationen und der Fischereiindustrie erforderlich. Maßnahmen umfassen die Entwicklung und Umsetzung von Fischereimanagementplänen, die Reduzierung der Lärmverschmutzung, die Sanierung von Lebensräumen und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Bedürfnisse und den Schutz dieser speziellen Walart.


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